Pressemitteilung „Schreibtischherrschaft“

Im  Innern des Systems

Dokumentarisches Musiktheater über die Sprache der Bürokratie 

Für die einen ein unüberschaubares Wirrwarr aus Regeln und Gesetzen, für die anderen die größte Errungenschaft seit es Herrschaftssysteme gibt – Bürokratie. „Schreibtischherrschaft“ beschäftigt sich mit dem Für und Wider von Bürokratie und entführt das Publikum mit einer begehbaren Installation ins Innere des Systems. Im Rahmen des einjährigen Jubiläums des Kunst- und Kreativhauses Rechenzentrum ist das immersive Musiktheaterstück des Potsdamer Theaterkollektivs FRITZAHOI!, des Uniater e. V. und der Berliner Band Queen Sacrifice am 23., 24. und 25. September in den ehemaligen Büros des Brandenburgischen IT-Dienstleisters ZIT-BB zu erleben.

Bürokratie gilt als wichtiges Werkzeug in demokratischen Systemen, ersetzt sie doch die Willkür Einzelner durch für alle verbindliche Regeln und Gesetze und ermöglicht so überhaupt erst die „Herrschaft des Volks“. Die große Errungenschaft, die hinter dieser Idee steckt, ist die Annahme, dass alle Menschen (vor dem Gesetz) gleich sind. Soweit zur Theorie, doch wie sieht die Praxis aus? Originale Gesetzes- und Formulartexte werden in „Schreibtischherrschaft“ zur Grundlage von Schauspielszenen, in denen sperrige Formulierungen und Texte in sogenanntem einfachen Deutsch künstlerisch erforscht werden. Entstehen durch die Wahl bestimmter Formulierungen Machtgefüge zwischen Behörde und Antragsteller*in? Wie mündig sind Bürger*innen einem solchen System gegenüber wirklich? In einer Bürokratie bedeutet Macht, gut informiert zu sein über die eigenen Rechte und Pflichten sowie selbstverantwortlich zu handeln. Doch was, wenn man beispielsweise ein falsches Kreuzchen setzt und dadurch falsch kategorisiert wird? Im Stück bewegt sich das Publikum durch unterschiedliche temporär leerstehende Büros des alten Rechenzentrums, in denen noch bis Mitte September der ZIT-BB seiner Arbeit nachgeht bis auch hier Kreativschaffende ihre Ateliers einrichten, und begegnet Figuren, die Papier gewordene Beamten zu sein scheinen. Kontrastiert werden die Szenen durch Live-Musik von Queen Sacrifice, die in ihren Texten die individuelle Perspektive des Einzelnen einem komplexen Verwaltungssystem gegenüberstellt. „Schreibtischherrschaft“ wagt eine Bestandsaufnahme: Wie steht es um die Demokratie im 21. Jahrhundert in Europa: Inwiefern lassen sich von der Form der Verwaltung Rückschlüsse auf den Zustand einer Gesellschaft ziehen?

Das Theaterkollektiv FRITZAHOI! wurde im letzten Herbst gegründet und verschreibt sich getreu des Mottos „nach Dada kommt Gaga“ einer Art „posttraumatischem“ Theater, in dem nach den sprachlichen Bedingungen des alltäglichen Lebens gefragt wird. Uniater bereichert seit nunmehr vier Jahren die Theaterlandschaft Potsdams und wurde für die letzte Produktion „#theater“ beim internationalen Theaterfestival FITUT in Tanger, Marokko mit dem Preis für die Beste Regie sowie dem Sonderpreis der Jury ausgezeichnet. Bereits im Juli diesen Jahres hat das Uniater-Ensemble mit der Werkstattpräsentation „Men in Space“ sehr erfolgreich den Innenhof des alten Rechenzentrums als Spielort für Musiktheater erprobt. Queen Sacrifice ist das Bandprojekt des gebürtigen Amerikaners Nathan Vanderpool, das sich durch eine ganze eigene Mischung verschiedener Stilrichtungen wie Singer-Songwriting, 60ies-Rock, Country und Klassik auszeichnet und durch oft unkonventionelle Arrangements für Backroundchor und Instrumente wie Querflöte, Bass, Melodica oder Sitar auffällt.

Theaterkollektiv FRITZAHOI! | Uniater | Queen Sacrifice: „Schreibtischherrschaft“, 23.9. um 20 Uhr, 24./25.9. um 19:30 Uhr, Kunst- und Kreativhaus Rechenzentrum Potsdam, Dortustr. 46, 14467 Potsdam, www.fritzahoi.de, Eintritt: 12,- € /ermäßigt 8,- €

Wegen der begrenzten Platzkapazität wird um Reservierung unter info@uniater.de gebeten!

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